Psychische Erkrankungen sind keine Randerscheinungen, im Gegenteil: Die Zahl der Betroffenen nimmt stetig zu. So steigen auch die Arbeitsausfälle wegen Depressionen, Angststörungen oder chronischer Erschöpfung massiv an. 126 Millionen Krankheitstage gab es 2021 aufgrund psychischer Beeinträchtigungen, im Jahr davor waren es noch 119 Millionen. Doch nicht nur die Zahl, auch die Länge der Krankheitsphasen nimmt zu. Die Betroffenen fallen also immer länger aus: durchschnittliche 33 Tage waren es 2020, 48 Tage waren es 2021. Diese Zahlen stammen aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage, über die die Augsburger Allgemeine berichtet.
Dabei dauert es im Schnitt 20 Monate, bis sich von einer Depression betroffene Menschen Hilfe holen. Das geht aus dem aktuellen Deutschland-Barometer Depression der Stiftung Deutsche Depressionshilfe hervor. Dabei ist die zeitliche Spannbreite jedoch breit: Ein Drittel aller Betroffenen sucht sich sofort Hilfe, 65 Prozent hingegen nehmen erst nach bis zu 30 Monaten professionelle Unterstützung in Anspruch.
Schnelle und unbürokratische Hilfe finden Betroffene und Angehörige aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis beim Unternehmensverbund Stiftung Gemeindepsychiatrie Bonn-Rhein-Sieg. „Die Stiftung Gemeindepsychiatrie möchte mit Hilfe möglichst vieler Menschen in unserer Region dafür sorgen, dass der immer größer werdende Bedarf an Unterstützungsangeboten und die dafür notwendigen niederschwelligen Zugänge geschaffen, erhalten und bekannt gemacht werden. Hierzu ist es sehr wichtig, das Bewusstsein in unserer Gesellschaft zu schaffen, dass jeder von uns jeden Tag von einer psychischen Erkrankung betroffen sein kann“, sagt Stiftungs-Vorstand Wolfgang Pütz.
Das Team der Offenen Beratung zum Beispiel steht unter 0228/97 53 222 zur Verfügung. Und zwar für jeden, der Hintergrundinformationen zu seelischen Krisen oder psychischen Erkrankungen benötigt, Beratung sucht oder Hilfestellung bei der Suche und Vermittlung von geeigneten Hilfsangeboten braucht. Das Angebot ist kostenlos und auf Wunsch anonym.
Unter 0228/97 53 -149, -139 und -143 stehen die Mitarbeiter:innen des Aufsuchenden Dienstes zur Verfügung. Dabei handelt es sich um ein niederschwelliges Angebot für psychisch kranke oder psychisch auffällige Menschen, die bislang nicht in der Lage oder bereit waren, selbstständig Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch Angehörige, Nachbarn oder Freunde können sich an das Team wenden.
Unterstützung gibt es in den beiden Kontakt- und Beratungsstellen in Bonn, Bonner Talweg 33-35, und in Bad Godesberg, Moltkeplatz 2. Dies sind caféähnliche offene Treffpunkte für Betroffene und Angehörige, in denen Informationen über psychiatrische Hilfen ausgetauscht und soziale Kontakte geknüpft werden können sowie ein vielfältiges tagesstrukturierendes Angebot vorgehalten wird. Außerdem kann bei Bedarf an übergreifende Angebote wie die Offene Beratung vermittelt werden.
An den Feiertagen ist die Kontakt- und Beratungsstelle am Bonner Talweg am 25. Dezember sowie am 1. Januar von 12 bis 17 Uhr geöffnet.