> „Stilles Museum“ im LVR-LandesMuseum Bonn

3. September 2024

Am 01.09.2024 öffnete das LVR-LandesMuseum Bonn seine Türen für einen ganz besonderen Anlass, den ersten „Stillen Museum“-Tag. Dieser Tag richtete sich gezielt an Menschen mit psychischen Erkrankungen, sensorischen Einschränkungen und Autismus, die oft von den Reizüberflutungen in Museen überfordert sind.

Bereits im Vorfeld des Museumstages fand eine Begehung des Museums mit ExpertInnen statt (Bonner Initiative Kunstraum für Autisten, KlientInnen und dem Sozialraummanagement der Gemeindepsychiatrie Bonn-Rhein-Sieg), um potenzielle Störfaktoren zu identifizieren. „Grelles Licht, Hintergrundmusik im Museumscafé oder Trittschall können sehr störend wirken und zusätzlichen Stress verursachen“, so Anne Segbers, die Museumspädagogin des LVR-LandesMuseums. Diese Probebegehung sowie der erste stille Museumstag selbst kann schon jetzt als großer Erfolg gewertet werden. „Psychisch kranke Menschen gehen oft unter; es ist gut, dass sie jetzt einmal gesehen werden“, betont die Museumspädagogin.

Für den „Stillen Museumstag“ wurden die Museumsräume speziell angepasst. Die Ausgänge wurden verstärkt ausgeschildert, um den Besucherinnen bei Überreizung schnelle Orientierung und Rückzugsmöglichkeiten zu bieten. Zwei von vier sonst für Workshops und Seminare genutzte Räume standen als Rückzugsorte zur Verfügung, um bei Bedarf eine Pause einlegen zu können. Zudem hatten die Besucherinnen die Möglichkeit, am Eingang einen Sonnenblumen-Button anzustecken – das internationale Symbol für „unsichtbare Behinderungen“ –, um unauffällig auf ihre Bedürfnisse aufmerksam zu machen.

Die Resonanz auf den „Stillen Museumstag“ war groß. Neben Berichten in den Printmedien zeigte auch der WDR 5 Interesse an dem Konzept und führte ein Interview mit Anne Segbers, dem Sozialraummanagement und Frau Krause, einer Klientin der Gemeindepsychiatrie, die das Projekt als Expertin unterstützte. Frau Krause, die maßgeblich an der Begehung beteiligt war, betonte, wie wichtig solche Angebote für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen seien.

Das „Stille Museum“ im LVR-LandesMuseum Bonn ist ein Beispiel dafür, wie Kulturinstitutionen sich inklusiver gestalten und Barrieren abbauen können. Der Erfolg der Premiere lässt hoffen, dass ähnliche Angebote in Zukunft häufiger umgesetzt werden.

Die Kooperation zwischen dem Museum und der Gemeindepsychiatrie Bonn-Rhein-Sieg gGmbH hat gezeigt, wie wichtig es ist, kulturelle Angebote auch für Menschen mit psychischen Erkrankungen zugänglich zu machen. Unser gemeinsames Ziel ist die Fortführung und der Ausbau dieser Angebote. Die ersten Ideen für zukünftige Projekte sind bereits in der Entwicklung. So ist beispielsweise in naher Zukunft ein Töpferworkshop geplant.

Bericht im Podcast WDR 5 Scala
10.09.2024 ab ca. min 14:30:

https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-scala-netzkultur/index.html