Bildunterschrift: Inklusion am Arbeitsplatz:
(v.l.n.r) Ruth Maria Winterwerp-van den Elzen, Dennis Lampert, Volker Groß, Thomas Faust, Jörg Friedrichs, Polizeipräsident Frank Hoever, Anke Loosen © Johann F. Saba
ZESAMME STONN, ZESAMME JONN!
Der Fachkräftemangel ist längst kein Zukunftsszenario mehr – er ist Realität. In vielen Branchen fehlen qualifizierte Mitarbeitende, was Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit zunehmend unter Druck setzt. Unternehmen könnte es helfen, den Blick auch auf die Menschen mit psychischen Erkrankungen und anderen Beeinträchtigungen zu richten und das Thema Inklusion in den eigenen Betrieben nach vorne zu bringen. Was braucht es, damit Vielfalt nicht nur ein Lippenbekenntnis, sondern gelebte Realität wird?
Dieser und anderen Fragen ging der Unternehmensverbund Stiftung Gemeindepsychiatrie Bonn-Rhein-Sieg mit den Teilnehmern seiner Podiumsdiskussion am 26.08.2025 auf den Grund. Erläutert wurden die konkreten Vorteile und der sehr einfache Zugang eines inklusiven Arbeitsumfelds anhand von vier Best Practice Beispielen. Denn Tatsache ist, wie Wolfgang Pütz, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Gemeindepsychiatrie Bonn-Rhein-Sieg, zu Beginn der Veranstaltung dargelegte „Statistisch gesehen erkrankt jeder dritte Mensch im Laufe eines Jahres an einer psychischen Erkrankung. Auf Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis transferiert, bedeutet das rund 300.000 Menschen, die im Laufe eines Jahres betroffen sind.“
Psychische Erkrankungen sind also längst kein Randthema mehr. Das denkt auch Volker Groß, einer von 22 Botschaftern der Stiftung und Chef von Radio Bonn-Rhein-Sieg. „Um die Gesellschaft für das Thema zu sensibilisieren braucht es gute Beispiele, Austausch und Informationen. Dafür gebe ich gerne meine Stimme!“
Seine Stimme gab er auch bei der Podiumsdiskussion als Moderator der Veranstaltung. Charmant, professionell und unterhaltsam leitete er durch das Interview mit den Arbeitgebern und Beschäftigten. Als Arbeitgeber-Interviewpartner standen Ruth-Maria Winterwerp-van den Elzen von der Nova Vita Residenz-Collegium Leoninum, in deren Räumlichkeiten die Veranstaltung stattfand, der Polizeipräsident Frank Hoever, Jörg Friedrichs vom Kinopolis Bonn-Bad Godesberg und Anke Loosen von der Stadt Bonn zur Verfügung. Alles Arbeitgeber, die einen oder mehrere sogenannte betriebsintegrierte Arbeitsplätze eingeführt haben und die Gäste an ihrer Erfahrung teilnehmen ließen. Von einem betriebsintegrierten Arbeitsplatz spricht man, wenn die Beschäftigten der GVP Bonn-Rhein-Sieg gGmbH in Unternehmen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten.
Sie sind sozialversicherungspflichtige Beschäftigte bei der GVP und können jederzeit wieder zurückkehren. Gleiches gilt auch für die Arbeitgeber, die jederzeit aus dem gemeinsamen Projekt wieder aussteigen können.
„Natürlich hatten wir zu Beginn auch Bedenken,“ sagte Ruth Maria Winterwerp-van den Elzen. „Wir werden aber durch die GVP und deren Integrationsbegleitung so gut betreut, dass sich alle Bedenken schnell in Luft aufgelöst haben.“ Auch Herr Lampert, der in der Residenz auf einem Betriebsintegrierten Arbeitsplatz im Bereich Haustechnik arbeitet, fühlt sich wohl und integriert.
„Ich habe nicht jedem Kollegen von meiner Erkrankung erzählt. Aber das musste ich auch gar nicht, denn ich bin als vollwertiges Mitglied des Teams aufgenommen worden und meine Erkrankung spielt hier keine Rolle.“ Und genau so soll es auch sein, sind sich alle einig.
Die GVP Bonn-Rhein-Sieg gGmbH gehört zum Unternehmensverbund der Stiftung Gemeindepsychiatrie Bonn-Rhein-Sieg und bietet Menschen mit einer psychischen Erkrankung die Möglichkeit, wieder Teilhabe am Arbeitsleben zu praktizieren. Dies ist zum einen in der GVP Werkstatt in den Bereichen Büro, Lager und Logistik, Montage, Verpackung, Gastronomie und Service möglich. Zum anderen aber auch in Unternehmen auf dem ersten Arbeitsmarkt, mit denen die GVP kooperiert. Hier können sich die Beschäftigten in der Arbeit erproben und bleiben zudem Werkstattbeschäftigte – eine Sicherheit, die einen wichtigen Erfolgsfaktor des Modells darstellt.
„Wir haben bisher drei Betriebsintegrierte Arbeitsplätze bei uns eingerichtet,“ so Polizeipräsident Frank Hoever. „Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht und mir würden auch auf Anhieb noch weitere Stellen einfallen, an denen wir Unterstützung gebrauchen könnten“. So geht Inklusion. Und auch Anke Loosen von der Fachstelle für Menschen mit Behinderung im Amt für Soziales und Wohnen in Bonn kann das nur bestätigen. „Wir haben geschaut, wo und an welcher Stelle wir Unterstützung benötigen. Die GVP hat dann geprüft, wer zu uns und unserer Stellenbeschreibung passen könnte und wir haben jemanden gefunden, der das erfüllt, was wir suchen.“
Zesamme stonn, zesamme jonn ist in all den Unternehmen, die sich an der Podiumsdiskussion beteiligt haben, mehr als nur ein rheinisches Motto. In diesen Unternehmen ist es gelebte Realität und ein „win-win“ für alle Beteiligten.
Die nächste Veranstaltung der Stiftung Gemeindepsychiatrie Bonn-Rhein-Sieg in Zusammenarbeit mit dem Kinopolis Bonn Bad Godesberg findet am 23.09.2025 statt – das Programm verspricht einen sehr unterhaltsamen Abend mit ein wenig „inklusivem Tiefgang“.
Die wichtigsten Eckdaten:
Datum: Dienstag, 23.09.2024
Kosten: 9,80 € (Die Tickets sind online oder über die Kinokasse erhältlich, KINOPOLIS fairbindet – KINOPOLIS Bonn-Bad Godesberg)
Beginn: 18:00 Uhr, Get together mit Fingerfood der Pauke-LIFE- und Sektempfang vom Kinopolis
Veranstaltungsbeginn: 19:00 Uhr
Was erwartet Sie:
Unter dem Motto „Gemeinsam für einen inklusiven Arbeitsmarkt“ erhalten die Gäste spannende Einblicke in das Engagement des Netzwerks für betriebliche Inklusion von Menschen mit Behinderung. Im Anschluss daran wird der Film „Birnenkuchen mit Lavendel“ gezeigt.
Auf der Bühne zu erleben ist Fritjof Nelting, der aus seinem aktuellen Buch „Die Strategie der Absichtslosigkeit“ liest und dabei auf unterhaltsame Weise erklärt, warum viele herkömmliche Methoden zur Stressbewältigung und Selbstoptimierung oft in Sackgassen führen. Musikalisch begleitet wird der Abend von der Jazz-Rock-Pop-Band des Landespolizeiorchesters NRW feat. Alexandra Abraham mit Highlights aus Pop und Rock.