Die Stiftung Gemeindepsychiatrie hat es sich mit seinen unterschiedlich spezialisierten Tochterunternehmen zur Aufgabe gemacht, psychische Erkrankungen zu entstigmatisieren und Betroffenen und ihren Angehörigen neue Perspektiven in allen Lebensbereichen – Arbeit, Wohnen und Tagesstruktur – zu ermöglichen. Das Thema Aufklärungsarbeit ist für den Unternehmensverbund dabei essentiell, denn nach wie vor haben Menschen mit einer psychischen Erkrankung mit Vorurteilen und Ausgrenzung zu kämpfen. Veranstaltungen, wie das schon traditionelle Event Kinopolis fairbindet Bonn-Rhein-Sieg, sollen die Möglichkeiten eines inklusiven Arbeitsmarktes auf locker-leichte Art und Weise aufzeigen und den Gästen neue Blickwinkel ermöglichen.
Wolfgang Pütz, Vorstand der Stiftung Gemeindepsychiatrie Bonn-Rhein-Sieg, begrüßte gemeinsam mit Jörg Friedrichs, Assistent der Betriebsleitung Bonn Bad Godesberg, die rund 150 Gäste im Kinosaal. Das KINOPOLIS Bad Godesberg ist Mitglied im Netzwerk Bonn-Rhein-Sieg-fairbindet, ein Netzwerk der Stiftung Gemeindepsychiatrie, das sich für einen inklusiven Arbeitsmarkt in der Region Bonn-Rhein-Sieg stark macht.
Pütz erläuterte, dass seit Jahren die Reports aller Krankenkassen eine starke Zunahme psychischer Erkrankung ausweisen. Rund 33% der Menschen leiden inzwischen einmal im Jahr an einer psychischen Erkrankung und die Anzahl der betroffenen Menschen und deren Angehörigen, die Hilfe und Unterstützung benötigen, wächst unaufhörlich. Die Mittel, die solche Hilfeleistungen möglich machen, schrumpfen parallel zur Verschuldung der öffentlichen Haushalte und sind massiv von bereits angekündigten Kürzungen bedroht. Daher ist es der Stiftung Gemeindepsychiatrie ein wichtiges Anliegen, über diese Entwicklungen zu informieren und zum Thema psychische Erkrankungen aufzuklären. Daneben bittet die Stiftung um Spenden und Nachlässe, um auf diesem Wege die Finanzierung der notwendigen Hilfsleistungen bedarfsorientiert sicherzustellen.
Um den Gästen mehr Details zu den Möglichkeiten eines inklusiven Arbeitsmarktes in Form von Betriebsintegrierten Einzelarbeitsplätzen aufzuzeigen, stand Herr Michael Thelen, Geschäftsführer des Theresienau e.V., Herrn Pütz als Interviewpartner zur Verfügung. Im Falle von Betriebsintegrierten Arbeitsplätzen erproben sich Beschäftigte der GVP Bonn-Rhein-Sieg gGmbH, einer Tochterfirma der Stiftung Gemeindepsychiatrie Bonn-Rhein-Sieg, in Unternehmen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Thelen hat in seinem Unternehmen gleich mehrere solcher Plätze in unterschiedlichen Bereichen eingerichtet. „Natürlich hatten wir zu Beginn auch Bedenken“, so Thelen. „Allerdings haben sich diese Bedenken ganz schnell in Luft aufgelöst, denn in unserem Fall war dieser Schritt ein Gewinn für die gesamte Belegschaft und für die Menschen mit Behinderung gleich mit!“
Um die Frage, wie man seine Psyche gesund halten kann, ging es in einem weiteren Programmpunkt mit Fritjof Nelting, der Erkenntnisse aus seinem neuen Buch „Die Strategie der Absichtslosigkeit“ vortrug.
Fritjof Nelting ist Unternehmer, integrativer Life- und Business-Coach sowie Therapeut für klinische Psycho-Neuro-Immunologie (kPNI) und Botschafter der Stiftung Gemeindepsychiatrie Bonn-Rhein-Sieg. Nelting rät unterhaltsam zu einer bewussten Gelassenheit in einer gestressten Welt, in der scheinbar viele Menschen der Selbstoptimierung verfallen. Man stolpert sich durch die verschiedenen Möglichkeiten, immer auf der Suche nach der größtmöglichen Entspannung und Achtsamkeit. Dies führt jedoch wiederum zu dem Druck, dem man eigentlich entfliehen möchte. Nelting lädt dazu sein, seine eigenen Muster zu hinterfragen und neue Ansätze zu entdecken, die zu einer nachhaltigen Entspannung führen können.
Eingebettet wurden die Gespräche in ein Konzert der Jazz-Rock-Pop-Band des Landespolizeiorchesters NRW und Sängerin Alexandra Abraham. Die hohe Professionalität der uniformierten Musiker und die kraftvolle Stimme der Sängerin begeisterten das Publikum im Kinosaal. „Live Musik in einem Kinosaal zu hören, ist einzigartig und wundervoll!“, sagte ein begeisterter Gast.
Den Abschluss des Abends machte dann die französische Dramakomödie „Birnenkuchen mit Lavendel“. Berührend erzählt der Film die Geschichte von einem autistischen Mann, der in das Leben einer verwitweten, alleinerziehende Mutter gerät und es charmant durcheinanderbringt.
Die Botschaft: Anders sein kann lösungsorientiert und auch im wahrsten Sinne ein großer Gewinn sein.


